Skip directly to Accessibility Notice

Gold profitiert von Unsicherheit

09 September 2019

 

Allgemeine Unsicherheit verhilft Gold zu neuen Höchstständen

Aus den Handelsspannungen ist ein Handelskrieg geworden, der droht, sich in einen Währungskrieg zu verwandeln. Der Goldpreis hat am 26. August als Reaktion der Märkte auf angedrohte und umgesetzte Vergeltungsmaßnahmen zwischen den USA und China mit USD 1.555 je Feinunze ein neues Sechs-Jahres-Hoch erreicht. Es hat den Anschein, als würden die beiden Supermächte – der Platzhirsch USA und der aufstrebende Konkurrent China – auf dem wirtschaftlichen Schlachtfeld einen Krieg um die globale Vorherrschaft austragen. Gerade in der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus könnte die aus diesem Konflikt resultierende Unsicherheit der Weltwirtschaft großen Schaden zufügen und den Handel belasten. Die Zentralbanken senken unterdessen weltweit ihre Zinsen, um so einer Rezession entgegenzuwirken.

Dies beschert Gold im gesamten Währungsspektrum Auftrieb, ist das Edelmetall doch ein beliebtes Instrument zur Absicherung gegen konjunkturelle Unsicherheit und Verluste bei den Fiatwährungen. In Australien, Indien, Europa (Eurozone), Japan und vielen weiteren Ländern erreichte der Goldpreis Höchststände in lokaler Währung. Zum Monatsende lag Gold mit einem Plus von USD 106,40 (7,5%) bei USD 1.520,30. Silber zeigte mit einer Steigerung um USD 2,12 (13,0%) auf USD 18,38 ebenfalls eine glänzende Wertentwicklung. Im Fahrwasser der Edelmetalle legten auch Goldaktien zu und verschafften dem NYSE Arca Gold Miners Index[1] einen Zuwachs von 11,7%, während der MVIS Global Junior Gold Miners Index[2] einen Anstieg um 8,4% verbuchen konnte.

Die Zentralbanken haben sich durch die steigenden Goldpreise im Juli nicht von weiteren Goldankäufen abhalten lassen. Derzeit sieht es danach aus, als würde bei den Goldankäufen die Marke von 2018 – dem zweithöchsten jemals verzeichneten Wert – durchbrochen werden. Die größten Goldeinkäufer 2019 sind Russland, Polen, China, die Türkei und Indien. Handelskriege und Sanktionen liefern den Schwellenländern einen weiteren Grund, ihre Devisenreserven durch zusätzliche Goldkäufe aufzustocken.

Warnsignale ernst nehmen

Ähnlich wie bei der im Juli beobachteten Konsolidierung über USD 1.400 stabilisiert sich der Goldpreis derzeit über dem Niveau von USD 1.500 je Feinunze. Die Positionierung bei Futures und die starken Zuflüsse bei Gold-ETFs könnten Vorboten einer baldigen Kurskorrektur sein. Angesichts der starken Kursbewegungen seit Juni mit Durchbrechen technischer Marken sowie der wachsenden Risiken im Zusammenhang mit dem Brexit, den Handelskonflikten und der Konjunkturflaute könnte der Goldkurs jedoch gut und gerne ein noch deutlich höheres Niveau erreichen, bevor schließlich die unvermeidliche Korrektur eintritt.

Aus den Kommentaren des Vorsitzenden Jerome Powell beim Treffen der Notenbankchefs am 31. Juli in Jackson Hole ging hervor, dass es sich bei der im Juli vorgenommenen Zinssenkung der US-Notenbank („Fed“) um eine vorsorgliche Maßnahme zur Absicherung gegen Risiken und eine Anpassung in der Mitte des Konjunkturzyklus handelt. Diese beruhigenden Worte erinnern an die Kommentare eines Amtsvorgängers Powells im Vorfeld der globalen Finanzkrise. Damals hieß es, die Probleme im Zusammenhang mit Subprime-Immobilienkrediten seien unter Kontrolle. Einige Tatsachen sollten Marktbeobachter indes ins Grübeln bringen:

  • Seit 1921 kam es elfmal zu einer Umkehrung der Zinsstrukturkurve bei Staatsanleihen mit drei Monaten/zehn Jahren Laufzeit, und in allen elf Fällen folgte hierauf eine Rezession. Im August war zum zwölften Mal eine solche Inversion zu beobachten.
  • Der US-amerikanische ISM Purchasing Managers’ Index[3] fiel im August auf einen Wert von 49,1. Dies bedeutet, dass sich das verarbeitende Gewerbe weltweit offiziell in der Rezession befindet.
  • Seit den 1930er Jahren hat die Fed ihren Zinserhöhungszyklus noch nie bei einem Zinssatz von nur 2,5% beendet.[4]
  • Die Fed senkt ihren Leitzins in einem gewöhnlichen Lockerungszyklus um 5-6%, was darauf schließen lässt, dass die Zinsen letztlich wie in Europa und Japan auch in den USA unter 0% fallen werden.
  • Seit der Schuldenblase 2007 ist die weltweite Verschuldung um USD 128 Bio. auf USD 244 Bio. gestiegen, während die weltweite Verschuldungsquote im Verhältnis zum BIP von 98% auf 187% geklettert ist. Zinssenkungen sind in Zeiten weltweiter Überschuldung ein wenig probates Mittel.[5]
  • Weltweit rentieren Anleihen im Gesamtvolumen von USD 17 Bio. im negativen Bereich.[6]

Unserer Ansicht nach herrscht im Finanzsystem derzeit in vielerlei Hinsicht alles andere als Normalität, und da der rekordverdächtige Wirtschaftsaufschwung nun offenbar dem Ende zugeht, könnten diese Anomalien erhebliche und unvorhersehbare Risiken bereithalten. Mit Blick auf die jüngste Wertentwicklung könnten Gold und Goldaktien im Portfolio einen Beitrag zur Absicherung gegen diese Risiken leisten.

Historische Trends bei Gold und Goldaktien

Ein Vergleich mit früheren mehrjährigen Phasen steigender Goldpreise (bzw., allgemeiner gesagt, „Bullenmärkte“) lässt vielleicht Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung des Marktes zu. In nachstehender Grafik werden mehrere Bullenmärkte der vergangenen fünfzig Jahre gegenübergestellt und als „säkular“ (langfristig) oder „zyklisch“ (kurzfristiger Aufschwung während eines allgemeinen mehrjährigen Rückgangs der Goldpreise bzw. eines „Bärenmarktes“) klassifiziert. Die Entwicklung des Goldpreises seit 2015 folgt demselben Muster wie die des zyklischen Bullenmarktes von 1993 bis 1996. Angesichts der Preisentwicklung seit Juni ähnelt der aktuelle Markt unserer Einschätzung nach jedoch mehr und mehr dem säkularen Bullenmarkt von 2001 bis 2008.

Wertentwicklung des Edelmetalls in historischen Gold-Bullenmärkten

Gold Performance in Historical Gold Bull Markets

Quelle: VanEck, Bloomberg. Stand: August 2019. „Gold“ wird abgebildet durch den Gold-Kassakurs (USD/Feinunze). Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet keine Gewähr für zukünftige Ergebnisse.

Der Rückgang der Realzinsen ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren für den derzeitigen Goldmarkt. Da für dieses Jahr weitere Zinssenkungen der Fed erwartet werden, nähert sich die Dauer des aktuellen Bullenmarktes zunehmend säkularen Bullenmärkten der Vergangenheit an. Noch ist jedoch offen, ob die Wertentwicklung der des Marktes von 2001 bis 2008 entsprechen wird, die in erster Linie von der Schwäche des US-Dollar getrieben war.

Die folgende Grafik zeigt die beeindruckende Wertentwicklung von Goldaktien während des Bullenmarktes von 2001 bis 2008:

Vergleich zwischen Gold und Goldaktien am Bullenmarkt von März 2001 bis Februar 2008

Gold vs. Gold Stocks in March 2001 to February 2008 Gold Market

Quelle: VanEck, Bloomberg. Stand: August 2019. „Gold“ wird abgebildet durch den Gold-Kassakurs (USD/Feinunze). „Goldaktien (großer/mittlerer Goldproduzenten)“ werden abgebildet durch den NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR). „Goldaktien (kleiner/mittlerer Goldproduzenten)“ werden abgebildet durch den MVIS Global Junior Gold Mining Index (MVGDXJTR). „Große“ Goldproduzenten bezieht sich auf Produktionsvolumina von ca. 1,5-6,0 Mio. Feinunzen Gold pro Jahr („mittlere“ Goldproduzenten bezieht sich auf ca. 0,3-1,5 Mio. Feinunzen, „kleine“ Goldproduzenten auf ca. < 0,3 Mio. Feinunzen pro Jahr). Die Wertentwicklung in der Vergangenheit bietet keine Gewähr für zukünftige Ergebnisse. Indizes sind keine Wertpapiere, in die investiert werden kann. Die Indexbeschreibungen sind in den nachstehenden Informationen enthalten.

Was diesen Gold-Bullenmarkt besonders macht

Es sind zahlreiche Parallelen zwischen der Goldindustrie von heute und der von 2001 zu erkennen. Damals endete ein säkularer Bärenmarkt, in dessen Verlauf der Goldpreis auf USD 253 je Feinunze gesunken und das Vertrauen der Anleger in die Branche erschüttert worden war. Analog hierzu beobachten wir 2019 das Ende einer mehrjährigen Phase einer Seitwärtsbewegung innerhalb einer festen Handelsspanne. Dieser war gemessen an den Höchst- und Tiefstständen eine der schlimmsten Abschwungphasen der Geschichte vorausgegangen. Unserer Einschätzung nach sind das Branchenklima und die Bewertungen auch dieses Mal extrem schlecht.

In beiden Fällen hatten die Goldproduzenten mehrjährige Phasen niedriger Goldpreise zu durchleiden. Dies zwang sie jedoch zu Effizienzsteigerungen, Schuldenabbau und einer Verschlankung auf Managementebene. Wir halten diese Unternehmen für gut geführt und rentabel. Der Kostendruck ist minimal, weshalb die Margen nicht durch steigende Kosten aufgezehrt werden.

Einen wesentlichen Unterschied im Vergleich zu 2001 gibt es jedoch: Dieses Mal verzichten die Goldproduzenten auf Absicherungsgeschäfte. Der steigende Goldpreis der 2000er-Jahre sorgte dafür, dass der Marktpreis vieler Absicherungsgeschäfte tief in die roten Zahlen rutschte. Die Goldproduzenten erlitten so Verluste in Milliardenhöhe. Heutzutage werden in der Goldbranche kaum Absicherungsgeschäfte geschlossen, sodass die Goldproduzenten dieses Mal stärker von steigenden Goldpreisen profitieren dürften als ihre Vorgänger.

Unabhängig davon, ob Goldaktien erneut das Niveau vergangener Zyklen erreichen, sind wir der Ansicht, dass wegen der mittlerweile hohen finanziellen Risiken noch einige Zeit vieles für Gold und Goldaktien sprechen wird.

-----------------------------------------------------------------------

Alle Gewichtungen von Unternehmen, Branchen und Teilbranchen beziehen sich auf den 31. August 2019, sofern nicht anders angegeben.

[1] Der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR) ist ein nach einer modifizierten Marktkapitalisierung gewichteter Index, in dem börsengehandelte Unternehmen mit Schwerpunkt auf dem Abbau von Gold vertreten sind.

[2] Der MVIS Global Junior Gold Miners Index (MVGDXJTR) ist ein regelbasierter, nach einer modifizierten Marktkapitalisierung gewichteter und um Streubesitz bereinigter Index für ein globales Universum aus börsengehandelten Unternehmen mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung, die mindestens 50% ihrer Einnahmen mit der Förderung von Gold und/oder Silber erwirtschaften, oder Minen besitzen, mit denen sie potenziell mindestens 50% ihrer Einnahmen mit der Förderung von Gold und/oder Silber erwirtschaften könnten, oder vorwiegend in Gold oder Silber investieren.

[3] Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe basiert auf vom Institute of Supply Management durchgeführten Befragungen von mehr als 300 Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe bildet Daten zu Beschäftigung, Produktionsbeständen, Neuaufträgen und erhaltenen Lieferungen ab.

[4] Gluskin Sheff, „Breakfast With Dave“ (9. August 2019). Der unabhängige kanadische Vermögensverwalter Gluskin Sheff + Associates Inc. verwaltet Anlageportfolios für vermögende Privatanleger, Unternehmer, professionelle Anleger, Family Trusts, private gemeinnützige Stiftungen und Nachlässe.

[5] Gluskin Sheff, „Breakfast With Dave“ (9. August 2019).

[6] VanEck, Bloomberg.

Wichtige Hinweise

Ausschließlich zu Informations- und/oder Werbezwecken.

Diese Informationen stammen von VanEck (Europe) GmbH, die von der nach niederländischem Recht gegründeten und bei der niederländischen Finanzmarktaufsicht (AFM) registrierten Verwaltungsgesellschaft VanEck Asset Management B.V. zum Vertrieb der VanEck-Produkte in Europa bestellt wurde. Die VanEck (Europe) GmbH mit eingetragenem Sitz unter der Anschrift Kreuznacher Str. 30, 60486 Frankfurt, Deutschland, ist ein von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beaufsichtigter Finanzdienstleister. Die Angaben sind nur dazu bestimmt, Anlegern allgemeine und vorläufige Informationen zu bieten, und sollten nicht als Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung ausgelegt werden. Die VanEck (Europe) GmbH und ihre verbundenen und Tochterunternehmen (gemeinsam „VanEck“) übernehmen keine Haftung in Bezug auf Investitions-, Veräußerungs- oder Retentionsentscheidungen, die der Investor aufgrund dieser Informationen trifft. Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten und Meinungen sind die des Autors bzw. der Autoren, aber nicht notwendigerweise die von VanEck. Die Meinungen sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell und können sich mit den Marktbedingungen ändern. Bestimmte enthaltene Aussagen können Hochrechnungen, Prognosen und andere zukunftsorientierte Aussagen darstellen, die keine tatsächlichen Ergebnisse widerspiegeln. Es wird angenommen, dass die von Dritten bereitgestellten Informationen zuverlässig sind. Diese Informationen wurden weder von unabhängigen Stellen auf ihre Korrektheit oder Vollständigkeit hin geprüft noch können sie garantiert werden. Alle genannten Indizes sind Kennzahlen für übliche Marktsektoren und Wertentwicklungen. Es ist nicht möglich, direkt in einen Index zu investieren.

Alle Angaben zur Wertentwicklung beziehen sich auf die Vergangenheit und sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Anlagen sind mit Risiken verbunden, die auch einen möglichen Verlust des eingesetzten Kapitals einschließen können. Sie müssen den Verkaufsprospekt und die KID lesen, bevor Sie eine Anlage tätigen.

Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung von VanEck ist es nicht gestattet, Inhalte dieser Publikation in jedweder Form zu vervielfältigen oder in einer anderen Publikation auf sie zu verweisen.

© VanEck (Europe) GmbH