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Fehlgeleitete ESG-Ratings von Gold

18 Februar 2020

 

Geopolitische Ereignisse unterstützen Gold

Gold wurde zum Jahresbeginn durch Risiken im Zusammenhang mit geopolitischen Ereignissen beeinflusst. Am 3. Januar führten die USA einen Drohnenangriff auf einen iranischen General im Irak durch, was am 8. Januar zu einem Vergeltungsschlag des Iran auf einen US-Militärstützpunkt im Irak führte. Dadurch konnte Gold erstmals seit 2013 kurzfristig einen Stand von 1600 USD pro Feinunze erreichen. Am 14. Januar gab der Goldpreis wieder auf seinen Monatstiefstand nach. Durch die Meldungen über den Coronavirus-Ausbruch in China kam es jedoch zu einer erneuten Aufwärtstendenz. Die Metall- und Rohölpreise fielen stark, als sich das Virus ausbreitete, und die Märkte waren über die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum Chinas und anderer Länder besorgt. US-Treasuries verzeichneten eine Rally und Gold beendete den Monat mit einem Anstieg um 71,89 USD pro Feinunze (4,7%) auf 1589,16 USD. Unterdessen entwickelten sich Goldaktien schlechter als Gold, was möglicherweise auf eine Mean-Reversion nach der starken Outperformance im Dezember zurückzuführen war.

Goldpreis lässt nicht auf physische Nachfrage schließen

Der World Gold Council (WGC) meldete, dass die Goldnachfrage im Jahr 2019 insgesamt um 1% nachgab. Vor allem die Verbrauchernachfrage nach Schmuck, Goldbarren und Münzen war schwach. Sie fiel um 11% auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt, was hauptsächlich an der Schwäche in Indien und China lag. Wie konnte der Goldpreis trotz dieses Nachfragerückgangs im Jahr 2019 um 18% steigen? Das liegt daran, dass sich Gold eher wie finanzielle Vermögenswerte und nicht wie Rohstoffe verhält. Die physische Nachfrage bestimmt die Rohstoffpreise, während sich die finanzielle Nachfrage auf den Goldpreis auswirkt. Starke Goldkäufe von börsengehandelten Goldprodukten sowie Zentralbanken zur finanziellen Absicherung und Währungsabsicherung ließen den Preis steigen, obwohl die eigentlich bedeutendere Verbrauchernachfrage sehr schwach war. Auch die Anlegernachfrage am Wertpapiermarkt (Futures und außerbörslich) trug zu den Gewinnen im Jahr 2019 bei. Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage- und Preisbeziehungen im Jahr 2020 unverändert fortbestehen, falls sich die Goldpreisstärke fortsetzt. Gegenwärtig sieht es danach aus, dass der Goldpreis im Laufe des ersten Halbjahres auf über 1600 USD pro Feinunze steigen wird.

ESG-Bewegung entsteht, weil moderne Lebensweise die Umweltverschmutzung steigert

Weltweit sind die meisten Menschen, Organisationen, Unternehmen und Regierungen letztendlich zu der Einsicht gekommen, dass es zu viel Verschmutzung aller Art gibt und dass weniger Verschmutzung dem Planeten guttun würde. Unser Lebensstil ist der fundamentale Grund für die Verschmutzung. Der folgende Cartoon zeigt, dass ein durchschnittlicher Amerikaner rund 1,4 Mio. kg Mineralien, Metalle und Treibstoffe verbraucht, die für die Herstellung von praktisch allem, was uns umgibt, benötigt werden. Europäer und Japaner verbrauchen einen ähnlichen Betrag, während es Milliarden anderer Menschen gibt, die denselben Wohlstand und dieselben Annehmlichkeiten wie die Menschen in den Industrieländern anstreben. Ein Abbau und Verbrauch in diesem Umfang führt zu Verschmutzung. Doch wer ist bereit, auf seinen Flachbildfernseher, sein Auto oder seinen Urlaub zu verzichten, um die CO2-Bilanz zu verbessern?

Mineralienbaby des Jahres 2019

Die gegenwärtige Diskussion, Kontroverse und politische Debatte über die Auswirkungen der Umweltverschmutzung auf unsere zukünftige Umwelt ist enorm. Hieraus ergab sich eine breit angelegte Bewegung mit dem Ziel, die Bedrohung durch Umweltverschmutzung zu verringern. Im Finanzsektor findet sich diese Bewegung in ESG-Anlagen (Environmental, Social and Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) wieder. Laut Bloomberg erreichte das nach ESG-Kriterien investierte Anlagevermögen bei einer breiten Auslegung zu Beginn des Jahres 2018 30,7 Bio. USD.

Hinter ESG-Investments stecken die besten Absichten, doch ihre aktuelle Anwendung in der Goldbranche weist unseres Erachtens viele Mängel auf. ESG-Ratingagenturen bewerten Unternehmen anhand ihrer ESG-Performance und erstellen eine entsprechende Rangliste. Diese Agenturen werden zu mächtigen Weichenstellern, da immer mehr Anleger ihre engere Auswahl von Unternehmen auf ESG-Ratings stützen. Aufgrund ihrer ökologischen und sozialen Exponiertheit zählt die Edelmetallbranche leider zu den riskantesten Bereichen. Im Gegensatz zu anderen Branchen können Bergbauunternehmen nicht das Klima, die Gemeinde oder den Standort wählen, die für ihr Geschäft am besten geeignet sind. Sie müssen ihre Anlagen in und rund um ihre Erzvorkommen bauen, die mehr oder weniger wahllos über die ganze Welt verstreut sind und sich oft auch an sehr abgelegenen Orten befinden. Der Bergbau ist auch kapitalintensiv, denn er erfordert mehr Schwermaschinen, Materialien und Energie als die meisten anderen Branchen. Daher ist es unseres Erachtens nicht angemessen, wenn Anleger die ESG-Performance eines Bergbauunternehmens mit einem Einzelhändler, Luftfahrt- oder Halbleiterunternehmen vergleichen. Je näher sich ein Sektor am Verbraucher oder Endbenutzer befindet, umso niedriger ist im Allgemeinen sein ESG-Risiko. Ohne die Grundstoffe der Bergbauunternehmen könnte unseres Erachtens jedoch kein anderer Sektor existieren.

Goldbranche legt globale ESG-Prinzipien fest

Jeder Goldbetrieb weist hunderte Umwelt- und Sozialkriterien auf, die oftmals für jeden Betrieb spezifisch sind. Die Goldunternehmen, mit denen wir gesprochen haben, treffen sich regelmäßig mit Ratingagenturen. Sie sind jedoch besorgt, dass die enorme Menge an ESG-Informationen überwältigend ist und dass die Agenturen weder die Kapazität noch das Fachwissen aufweisen, um eine angemessene Beurteilung vorzunehmen. Sie befürchten auch, dass sich Ratingagenturen bei der Informationsbeschaffung zu sehr auf Presse- und Internetartikel sowie Berichte von nichtstaatlichen Organisationen verlassen. Wir glauben, dass diese gegenüber Bergbauunternehmen oft voreingenommen sind und keine ausgewogene unabhängige Sichtweise haben. Darüber hinaus ist die Ranking-Ermittlung der Agenturen weder transparent noch standardisiert. Sustainalytics erläutert beispielsweise den Kern seines Modells als „eine Liste von ‚Beta-Indikatoren‘ der Unterbranchen, die sogenannte ‚Betasignale‘ liefern, die letztendlich zusammen mit dem qualitativen Overlay und dem Korrekturfaktor zum standardmäßigen Betawert der Unterbranche von 1 addiert werden“. Wir bezweifeln, dass viele Anleger diese Beschreibung nachvollziehen können.

Aktuelle ESG-Ratings ignorieren auch die Beiträge des Bergbaus zugunsten von tausenden Gemeinden weltweit. Der Bergbau schafft Arbeitsplätze und verhilft weniger entwickelten Ländern, in denen unseres Erachtens ansonsten nur wenige Unternehmen oder Wohltätigkeitsorganisationen tätig wären, zu Gesundheitsfürsorge und Bildung. In Gegenden wie Nevada, Westaustralien oder Kanada unterstützt der Bergbau einen Großteil der ländlichen Wirtschaft, des Lebensstils und der Kultur. Unseres Erachtens muss jede ESG-Analyse zusätzlich zu den Checklisten und den öffentlichen, von Ratingagenturen genutzten Informationen auch die Performance vor Ort berücksichtigen.

Die Goldbranche hat die Notwendigkeit strenger und standardisierter ESG-Berichte erkannt. Zu diesem Zweck veröffentlichte der von der Goldbergbauindustrie unterstützte WGC im Jahr 2019 Grundsätze für einen verantwortungsbewussten Goldbergbau (Responsible Gold Mining Principles, RGMP). Die RGMP legen zehn ESG-Grundsätze mit 51 Punkten fest, über die Unternehmen berichten müssen. In diesen Grundsätzen wurden eine Reihe bereits genutzter weltweiter Standards und auch Beiträge von Interessengruppen und Agenturen zusammengeführt. Sie zielen darauf ab, das Vertrauen von Anlegern und Verbrauchern auf eine ethisch korrekte Goldgewinnung zu stärken. Die Einhaltung der Grundsätze wird jährlich durch die öffentliche Berichterstattung und eine „unabhängige Prüfung“ durch Dritte am Standort des Bergbaubetriebs und auf Unternehmensebene sichergestellt. Hieran teilnehmenden Gesellschaften wird ein Umsetzungszeitraum von drei Jahren eingeräumt, wobei die unabhängige Prüfung im dritten Jahr beginnt. Wir gehen davon aus, dass alle Goldproduzenten, in die wir investieren, die RGMP einführen werden.

Der WGC hat auch das ehrgeizige Ziel festgelegt, die Nettoemissionen bis zum Jahr 2050 auf null zu senken. Dies soll durch Prozessverbesserungen, Dekarbonisierung des Transports und der Elektrizität, Energieautarkie und einen Emissionsausgleich erreicht werden. Die Branche verringert bereits Emissionen in den Bereichen, wo es wirtschaftlich am sinnvollsten ist. Um das für 2050 gesetzte Ziel zu erreichen, sind unseres Erachtens weitere technologische Fortschritte in der erneuerbaren Energie, bei Batteriespeichern und bei Elektrofahrzeugen notwendig, die außerhalb der Kontrolle der Goldbranche liegen. Die Unternehmen sind bereit, neue Technologien zu testen und anzuwenden. Eine breite Umsetzung ist unseres Erachtens aber noch Jahre von der Realität entfernt.

Das Management von Umwelt- und Sozialrisiken ist für Goldunternehmen nichts Neues. Vielmehr gehört es zu einem der wichtigsten Aspekte ihres Geschäfts. Wir investieren nicht in Unternehmen, die keine hervorragende ESG-Performance anstreben. Falls Anleger jedoch die breitere Bergbauindustrie meiden, weil sie ESG-Erwartungen haben, die unseres Erachtens unrealistisch oder fehlgeleitet sind, könnte der Industrie das Kapital fehlen, das sie zur Aufrechterhaltung ihrer Produktion benötigt. Im Extremfall könnte ein Kapitalmangel nach unserer Meinung zu Verknappungen und steigenden Preisen führen, die einen ungewünschten Inflationszyklus mit weltweiten wirtschaftlichen Härten auslösen könnten.

Alle Gewichtungen von Unternehmen, Sektoren und Unterbranchen beziehen sich auf den 31. Januar 2020, sofern nicht anders angegeben.

Wichtige Hinweise

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