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Neue Zeit für Schwellenländeranleihen durch Chinas Indexaufnahme

04 Oktober 2019

 

Mit J.P. Morgan gab ein weiterer Indexanbieter jüngst bekannt, dass chinesische Onshore-Anleihen in Indizes für Lokalwährungsanleihen aufgenommen werden, darunter in den J.P Morgan GBI-EM Global Core Index. Ab Februar 2020 werden jeden Monat Anleihen im Umfang von 1 % aufsteigen, bis das maximale Gewicht von 10 % erreicht ist. Am Ende dürfte die Gesamtrendite des Index zwar etwas tiefer ausfallen, doch durch das Investment-Grade-Rating der Volksrepublik und die relativ stabile Währung wird der Index auch stärker diversifiziert sein und ein konservativeres Risikoprofil aufweisen. Nach Ansicht von J.P. Morgan stellt Chinas Aufnahme in bedeutende globale Indizes eine neue Zeit für Schwellenländeranleihen dar. Wegen der niedrigen oder gar negativen Zinsen und des langsamen Wachstums in Industrieländern eignet sich diese Anlageklasse auch für eine strategische Allokation, zumal Schwellenländeranleihen mit höherem Rating zunehmend gefragt sind.

Investments in China: Wachsender Zugang zu chinesischen Onshore-Anleihen

Mit J.P. Nachdem andere Anbieter bereits chinesische Anleihen vom riesigen Onshore-Markt in ihre Indizes aufgenommen hatten, wurde die Ankündigung von J.P. Morgan weithin erwartet. Mit ausstehenden Anleihen in Höhe von über 13 Billionen US-Dollar und Staatsanleihen im Umfang von 5 Billionen US-Dollar ist der chinesische Anleihenmarkt nach den USA der zweitgrößte der Welt. In den globalen Anleihen-Benchmarks ist das Land jedoch noch nicht entsprechend vertreten, und der Anteil von Anleihen, der in ausländischer Hand liegt, ist mit weniger als 3 % nach wie vor äußerst gering. Dieser Anteil dürfte jedoch steigen und zu einer breiteren und umfassenderen Liquidität auf den lokalen Märkten führen. Es wird erwartet, dass durch die Aufnahme in wichtige Anleihenindizes 250 Milliarden bis 300 Milliarden US-Dollar aus dem Ausland zufließen werden.

Die Aufnahme in maßgebliche globale Anleihen-Benchmarks ist der nächste Schritt der sehr langsamen und geplanten Öffnung der chinesischen Kapitalmärkte für Ausländer. Anfang der 2000er Jahre führte China das Programm „Qualified Foreign Institutional Investor“ (QFII) ein, das es bestimmten ausländischen Investoren ermöglichte, auf dem Festland zu investieren. Dabei waren zum einen der Anlagebetrag und zum anderen die Rückführung begrenzt. Im Laufe der Jahre wurden neue Programme für den Zugang zum Onshore-Anleihenmarkt eingeführt – wie „Renminbi Qualified Foreign Institutional Investor“ (RQFII), „Bond Connect“ und „Direct Interbank Access“ – bei denen schrittweise die aufwändigen Antragsverfahren und Einschränkungen wie Sperrfristen weitgehend abgeschafft wurden. In diesem Monat kündigte die chinesische Regulierungsbehörde an, dass die Investitionsquoten von QFII und RQFII aufgehoben würden.

Wichtigste Schritte zur Öffnung Chinas für ausländische Investoren

  • 1990: Modernisierte Kapitalmärkte
    Die Börse wird als Selbstregulierungsorganisation gegründet (A-Aktien).
  • 1992: Notierung der ersten H-Aktien
    Neun chinesische Staatsunternehmen werden an der Börse von Hongkong gelistet.
  • 2002: Qualified Foreign Institutional Investor (QFII)
    Ermöglicht globalen institutionellen Investoren Anlagen in auf Renminbi denominierte Titel am chinesischen Kapitalmarkt.
  • 2007: Ausgabe der ersten Dim-Sum-Anleihe
    Dim-Sum-Anleihen sind außerhalb von China begebene Anleihen, die auf Renminbi lauten.
  • 2011: Renminbi Qualified Foreign Institutional Investor (RQFII)
    Ermöglicht es Tochtergesellschaften von Fondsgesellschaften und Wertpapierfirmen in Hongkong, am Wertpapiermarkt auf dem Festland zu investieren.
  • 2014: Shanghai-Hong Kong Stock Connect
    Verbindet die Shanghai Stock Exchange mit der Hong Kong Stock Exchange und ermöglicht es Anlegern, Aktien an beiden Märkten zu handeln.
  • 2016: Shenzhen-Hong Kong Stock Connect
    Verbindet die Shenzhen Stock Exchange mit der Hong Kong Stock Exchange und ermöglicht es Anlegern, Aktien an beiden Märkten zu handeln.
  • 2016: China Interbank Bond Market (CIBM)
    Ausländische Institute können Anleihen direkt über Banken mit einer Lizenz als Abwicklungsstelle für Typ-A-Anleihen handeln.
  • 2017: China Bond Connect
    Handelsverbindung, die Offshore-Investoren den Zugang zum chinesischen Anleihenmarkt in Hongkong ermöglicht.
  • 2018: Auflockerung der Einschränkungen für QFII/RQFII
    Die Regulierungsbehörde hob die monatliche Obergrenze von 20 % für die Rückführung auf und schaffte auch die Sperrfristen für Anlagekapital ab. Ausländische Anleger können nun das Onshore-Währungsrisiko für QFII und RQFII absichern.
  • 2019: Abschaffung der QFII- und RQFII-Quoten
    Die Aufsichtsbehörde kündigte das Ende der QFII- und RQFII-Quoten für Kapitalanlagen, die mögliche Konsolidierung der beiden Programme und die Ausweitung des Kreises ausländischer Investoren an.

Chinas Wirtschaft schreitet voran

Was treibt diese schrittweise Öffnung an? Kurz gesagt, die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft von einer, die auf Produktion basiert, hin zu einem eher konsumgetriebenen Modell. Da der Anteil der Exporte schrumpft und die Nachfrage nach Einfuhren aufgrund des steigenden Wohlstands im Land zunimmt, ist der Handelsüberschuss zurückgegangen und könnte bald zu einem Handelsdefizit werden. Außerdem besteht das Interesse, die Abhängigkeit von einheimischen Finanzierungsquellen, darunter der Schattenbankensektor[1] und Vermögensverwaltungsprodukte, zu verringern. Ausländische Investitionen sind daher erforderlich, um das künftige Wachstum zu finanzieren. Dadurch erklären sich die verstärkten Bemühungen, über ausländische Institute relativ stabile Kapitalquellen zu erschließen. Darüber hinaus wäre Chinas Wunsch, den Renminbi als internationale Reservewährung zu etablieren, mit abgeschotteten Kapitalmärkten nicht vereinbar.

Die Türen stehen nun für ausländische Investitionen offen, aber viele Anleger sind noch zögerlich. Eine große Sorge ist, dass sich in Stressphasen an den Märkten die Türen wieder schließen können. Viele ausländische Investoren wollen nach der Einführung der neuen Programme erst einmal abwarten, um sicherzugehen, dass sie ihr Geld bei Bedarf abziehen können. Die Zeit wird es zeigen. Doch der chinesische Wirtschaftswandel ist in vollem Gange, und für die politischen Entscheidungsträger wäre es unserer Meinung nach äußerst schwierig, die bedeutenden, bereits umgesetzten Reformen wieder rückgängig zu machen. Anleger in Schwellenländeranleihen können sich dafür entscheiden, ihr Engagement über diversifizierte Portfolios zu erhöhen, um potenzielle Risiken zu begrenzen. Oder sie können eine Strategie in Betracht ziehen, die ausschließlich in chinesische Anleihen investiert, um das Gesamtengagement am chinesischen Anleihenmarkt auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Darunter fällt auch die Allokation in Unternehmensanleihen oder sogenannte Policy Bank Bonds, welche von staatlich organisierten Banken emittiert werden, die nicht in die globalen Benchmarks von Schwellenländeranleihen aufgenommen werden.

[1] Schattenbanken sind private Finanzunternehmen, die außerhalb des regulären Bankensystems als Finanzintermediäre agieren.

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