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Neues Jahr, gleiche Risiken bestimmen den Goldpreis

19 Januar 2021

 

Unterstützung für Gold bleibt im Dezember intakt

Der über den Thanksgiving-Feiertag unternommene Versuch von Short-Spekulanten, den Goldpreis unter die technisch wichtige Marke von 1.800 USD pro Feinunze zu drücken, schlug fehl, da sich der Goldpreis am 1. Dezember auf 1.815 USD/Feinunze erholte und um 121,41 USD (6,8%) zulegte, um den Monat bei 1.898,36 USD/Feinunze zu beenden. Goldaktien verteuerten sich ebenfalls kräftig mit Gewinnen von 4,57% für den NYSE Gold Miners Index (GDMNTR)und 10,76% für den MVIS Global Junior Miners Index (MVGDXJTR)2.

Nachrichten über Impfstofflieferungen und Impfungen während des Monats hatten keinen Einfluss auf den Goldpreis, was darauf hindeutet, dass die Aufregung um Impfstoffe in der Goldmarktschwäche im November vollständig eingepreist war. Der Goldpreis erreichte sein Monatshoch von 1.906 USD/Feinunze am 21. Dezember, als der Kongress eine endgültige Einigung über Defizitausgaben in Höhe von 900 Milliarden USD für ein neues Coronavirus-Hilfspaket erzielte. Gold wurde auch durch einen schwächer werdenden Dollar unterstützt, der aufgrund der hohen Risikobereitschaft der Anleger mit neuen Höchstständen am Aktienmarkt auf neue 30-Monats-Tiefs fiel. Wichtig ist auch, dass die im November beobachteten starken Abflüsse aus börsengehandelten Goldfonds im Dezember aufhörten.

Silber erwachte in der zweiten Jahreshälfte zu neuem Leben, übertraf Gold um 38% und legte im Dezember um 16,6% zu. Als Edel- und Industriemetall in einem profitiert Silber vom Besten aus beiden Welten – aus der einen Welt mit systemischen Risiken, die gut für Gold ist, und der anderen mit Wachstumserwartungen für die Zeit nach der Pandemie und grünen Initiativen, die gut für Kupfer ist. Als Referenz: Kupfer beendete das Jahr bei 3,52 USD pro Pfund, dem höchsten Preis seit fast sieben Jahren.

Rückblick auf 2020…

Gold schließt das Jahrzehnt stark ab

Gold legte im Jahr 2020 um 25,1% bzw. 381 USD/Feinunze zu und verzeichnete damit den größten prozentualen Jahresgewinn seit zehn Jahren. Eine Vielzahl von pandemiebedingten Faktoren sorgte beim Goldpreis für Bewegung, beginnend im Januar mit dem Ausbruch der Pandemie in China. Im Februar, als sich COVID auf Südkorea ausbreitete, stieg der Goldpreis auf ein Sieben-Jahres-Hoch. In der letzten Februarwoche ließen jedoch Nachrichten über Infektionen in Italien, im Iran und in den USA die Märkte einbrechen und der Goldpreis fiel am 16. März auf sein Jahrestief von 1.451 USD. Goldaktien fielen ebenfalls, da Investoren versuchten, Barmittel für Nachschussforderungen, Rücknahmen und defensive Positionierungen zu beschaffen. Als sich die Panik legte, erholten sich Gold und Goldaktien und erreichten Anfang April wieder die Niveaus vor dem Crash. Gold erreichte im April, Mai und Juni neue Langzeithochs. Am 27. Juli übertraf es das Allzeithoch aus dem Jahr 2011 von 1.921 USD/Feinunze und stieg weiter, bis es am 7. August sein aktuelles Allzeithoch von 2.075 USD/Feinunze erreichte.

Seit August hat der Goldpreis eine Atempause eingelegt und sich im Bereich von 1.800–2.000 USD/Feinunze konsolidiert. Die Nachricht von positiven COVID-Impfstofftestergebnissen Anfang November weckte Hoffnungen auf eine Rückkehr zur Normalität, was dazu führte, dass der Goldpreis fiel und die langfristige technische Unterstützung bei 1.800 USD/Feinunze testete. Die Unterstützung blieb intakt und im Dezember, als der U.S. Dollar Index (DXY)neue Tiefststände erreichte, tendierte der Goldpreis höher und beendete das Jahr bei 1.898 USD/Feinunze.

Wertzuwächse bei Marktunsicherheit und systemischen Risiken

Der Gold-Bullenmarkt im Jahr 2020 hatte eine Reihe von Ursachen, darunter:

  • Unsicherheit und Risiken durch die Pandemie
  • Senkung des Zinsziels der US-Notenbank (Fed) (auf 0%), sinkende Anleiherenditen und negative Realzinsen
  • Massive Defizitausgaben des Staates in nie da gewesener Höhe
  • Quantitative Lockerung der Fed (zum Kauf von Staatsanleihen und hypothekenbesicherten Wertpapieren in Höhe von 120 Milliarden USD/Monat)
  • Beispiellose Ausweitung der Fed-Programme zum Ankauf von Wertpapieren und zur Kreditvergabe an die gesamte Wirtschaft
  • Steigende Verschuldung der Unternehmen
  • Dollar-Schwäche ab Juli
  • Handels- und andere Spannungen mit China

Die Rekordzuflüsse in börsengehandelte Goldprodukte zeigen, wie Anleger mithilfe von Gold ihre Portfolios vor einem Währungsverfall, einem systemischen Zusammenbruch oder einer Inflation schützen, die als unbeabsichtigte Folgen der Nullzinspolitik, der massiven Schuldenlast und der Billionen von Dollar an Liquidität, die in die Weltwirtschaft gepumpt werden, auftreten können.

Minengesellschaften überflügeln das Metall

Goldminen schnitten während des größten Teils des Jahres besser ab als Gold, trotz einer gewissen Konsolidierung gegen Ende des Jahres. Und obwohl Anleger im Allgemeinen erwarten sollten, dass sich Goldaktien bei steigenden Goldpreisen besser entwickeln als der Rohstoff (aufgrund des inhärenten Hebels, den Minengesellschaften gegenüber dem Metall haben), ist es nicht ungewöhnlich, dass Unternehmen bei erhöhten Risiken eine Underperformance aufweisen. Die meisten Goldminenunternehmen, in die wir investiert haben, erwiesen sich als geschickt im Umgang mit den COVID-Regeln und verzeichneten keine wesentlichen Produktionseinbrüche oder Kostensteigerungen. Die erfolgreichsten Produzenten konzentrierten sich weiterhin auf Kostenkontrolle, freien Cashflow, disziplinierte Kapitalallokation und Renditen für die Aktionäre. Außerdem haben viele dieser Unternehmen laut Quartalsberichten ihre Dividenden im Laufe des Jahres erhöht und weisen nun Renditen von im Durchschnitt über zwei Prozent auf.

Geht es im Jahr 2021 für Gold so weiter?

Wir erwarten, dass die Faktoren, die den Goldpreis im Jahr 2020 beflügelt haben, im Jahr 2021 wirksam bleiben. Im Laufe des Jahres wird die Welt ein ganz anderer Ort werden, wenn die USA und andere Nationen Herdenimmunität erreichen. Hier versuchen wir, die verbleibenden Risiken zu identifizieren, die den Goldpreis bestimmen könnten, sobald das Virus gezähmt ist:

  • Negativzinsen und Vermögensblasen – Am größten ist steht das Risiko durch den verzerrenden Einfluss negativer Nominalzinsen, negativer Realzinsen und der Nullzinspolitik auf die Märkte. Die Fed hat angedeutet, dass sie mindestens bis 2023 an der Nullzinspolitik festhalten wird. Minirenditen zwingen die Anleger in risikoreichere Segmente des Anlagespektrums. Die Märkte werden durch massive staatliche Interventionen, in deren Rahmen Vermögenswerte gekauft werden und der Wirtschaft durch Kredite, Ausgaben und Zuschüsse Liquidität zugeführt wird, weiter verzerrt. Infolgedessen erleben wir die gleiche Inflation der Vermögenspreise wie nach der globalen Finanzkrise, aber dieses Mal im XXL-Format. Unglaublicherweise haben sich, während uns noch eine monumentale Gesundheitskrise plagt, Blasen oder Manien bei Aktien, Unternehmensanleihen, Bitcoin und Wohnimmobilien gebildet. Margin-Schulden und Call-Optionen sind auf Rekordniveau. Die „Theorie des größeren Narren” bewahrheitet sich, ein weiterer Crash ist möglich.
  • Schulden – Ein zweites Risiko ist die enorme Schuldenlast von Staaten und Unternehmen. Niemand kennt die Grenzen der Verschuldungskapazität, aber es handelt sich sicherlich um einen endlichen Wert, der jederzeit überschritten werden könnte. Außerdem könnte alles, was einen Anstieg der Zinssätze verursacht, den Schuldendienst zu einer überwältigenden Belastung machen.
  • Neue Regierung – Ein drittes Risiko ist die zu erwartende Politik der neuen Regierung Biden. Die im Wahlkampf versprochenen Steuererhöhungen für Unternehmen und Privatpersonen sowie die verstärkte Regulierung vieler Bereiche der Wirtschaft dürften das Wirtschaftswachstum behindern. Defizitausgaben, möglicherweise in Billionenhöhe, werden die Schuldenlast weiter erhöhen. Höhere Ausgaben der Regierung für begünstigte Branchen, staatliche und kommunale Verwaltungen und verschiedene Bundesprogramme werden die Wirtschaft ankurbeln, doch sind Staatsausgaben wahrscheinlich die unproduktivste Verwendung von Kapital, die die Menschheit kennt.
  • Inflation – Die Inflation ist ein weiteres Risiko, das viele Anleger überraschen kann. Wir gehen davon aus, dass die jährliche Inflation ab März auf über 2% ansteigen wird, wenn die Pandemie-Rezession 2020 zur neuen Basis für Jahresvergleiche wird. Im weiteren Jahresverlauf könnten wärmeres Wetter und die Verbreitung von Impfungen die neuen „Goldenen Zwanziger” einläuten – eine Nachfragewelle und praktisch unbegrenzte Ausgaben, die durch die massive staatlich geförderte Liquidität, die im Finanzsystem herumschwappt, ermöglicht werden. Die Inflation könnte sich von einer Anomalie im Jahresvergleich zu einem dauerhaften Problem entwickeln.
  • Schwächelnder US-Dollar – Der DXY fiel im Jahr 2020 um 6,8%. Diese Schwäche könnte sich im Jahr 2021 aus mehreren Gründen zu einem längeren Bärenmarkt für den Dollar entwickeln. Aufgrund der Nullzinspolitik der Fed profitiert der Dollar nicht mehr von einem Zinsvorteil bei Staatsanleihen. Tatsächlich liegen die realen (inflationsbereinigten) Renditen von US-Staatsanleihen jetzt unter denen von japanischen und deutschen Staatsanleihen. Wenn die wirtschaftliche Erholung an Fahrt gewinnt, werden Schwellenländer mit höheren Wachstumsraten Kapital aus den USA anziehen. Außerdem dürfte sich die Haushaltslage der USA unter der Biden-Administration weiter verschlechtern.

Auf den Spuren der Vergangenheit des Goldes

Gold befindet sich seit Dezember 2015 in einem Bullenmarkt (Grafik 1). Das Chartmuster dieses Marktes ähnelt dem der ersten fünf Jahre des Bullenmarktes von 2001 bis 2011 (Grafik 2). Es wird interessant sein zu sehen, ob sich die Chartähnlichkeiten fortsetzen. Nach 2006 wurde der ehemalige Bullenmarkt durch die globale Finanzkrise 2008 und die europäische Schuldenkrise 2010 befeuert. Der aktuelle Bullenmarkt wird sicherlich weitere Impulse benötigen, um ähnliche Gewinne zu erzielen. Die von uns skizzierten Risiken könnten zusammen mit dem Trend des Dollars solche Impulse liefern.

Der jüngste Gold-Bullenmarkt (von 2015 bis heute)

Der jüngste Gold-Bullenmarkt (von 2015 bis heute)

Folgt Gold seinem Bullenmarkt-Trend von 2001 bis 2011?

Folgt Gold seinem Bullenmarkt-Trend von 2001 bis 2011?

Quelle: Bloomberg, VanEck. Stand der Daten: 4. Januar 2020.

Alle Gewichtungen von Unternehmen, Branchen und Subbranchen beziehen sich auf den 31. Dezember 2020, sofern nicht anders angegeben. Quelle: VanEck, FactSet.

1Der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR) ist ein modifiziert marktgewichteter Index mit börsennotierten Unternehmen, die sich auf den Abbau von Gold konzentrieren.

2Der MVIS Global Junior Gold Miners Index (MVGDXJTR) ist ein regelbasierter, nach modifizierter Marktkapitalisierung gewichteter und um den Streubesitz bereinigter Index für ein globales Universum an börsengehandelten Unternehmen mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung, die mindestens 50% ihrer Erträge mit der Förderung von Gold und/oder Silber erwirtschaften oder Minen besitzen, mit denen sie nach der Entwicklung potenziell mindestens 50% ihrer Erträge mit der Förderung von Gold und/oder Silber erwirtschaften könnten, oder vorwiegend in Gold oder Silber investieren.

3Der U.S. Dollar Index (DXY) misst den Wert des US-Dollars im Verhältnis zu einem Korb von Fremdwährungen, der oft als Korb der Währungen der US-Handelspartner bezeichnet wird.

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