Sicherheitsbedenken beschleunigen das Wiederaufleben der Kernenergie

Als Russland 2022 in die Ukraine einmarschierte, löste es eine weltweite Energiekrise aus, die Regierungen auf der ganzen Welt an die Notwendigkeit einer sicheren Energieversorgung erinnerte. In zwei Jahren wird die Stromerzeugung aus Kernenergie mit den Plänen für neue Reaktoren rasch ausgebaut.

In der weltweiten Politik hat sich ein Wandel hin zur Kernenergie vollzogen, sowohl zur Erhöhung der Sicherheit als auch zur Reduzierung der Emissionen. Auf der COP 28-Konferenz im Dezember letzten Jahres verpflichteten sich mehr als 20 Länder – darunter die USA, Frankreich und das Vereinigte Königreich – auf eine Verdreifachung der weltweiten Kernenergiekapazität bis 2050 hinzuarbeiten.

Während die Planung und der Bau neuer Generatoren viele Jahre in Anspruch nehmen kann, wird die weltweite Stromerzeugung aus Kernenergie laut dem Bericht Electricity 2024 der Internationalen Energieagentur (IEA) bereits im Jahr 2025 neue Rekorde brechen. Neue Reaktoren sollen in Märkten wie China, Indien, Korea und Europa in Betrieb genommen werden.

Gute Zukunftsaussichten für Uran

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass der Preis für Uranoxid – den wichtigsten Brennstoff für Kernreaktoren – in die Höhe schiesst. Nachdem sie 2011 unter Druck geraten waren, als der Unfall im japanischen Fukushima die Nachfrage erschütterte, kamen sie 2021 wieder in Schwung, als die durch die COVID-Abschaltungen verursachten Unterbrechungen die Lieferungen beeinträchtigten und zu Engpässen führten. Seitdem sind sie um mehr als 250 % in die Höhe geschnellt.¹ Das bedeutet natürlich nicht, dass der Preisanstieg anhalten wird.

Dies hat die Aussichten und die Aktienkurse der in der Nuklearindustrie tätigen Unternehmen beflügelt, wie die Wertentwicklung des VanEck Uranium and Nuclear Technologies UCITS ETF zeigt (siehe Grafik unten). Von Reaktorherstellern bis hin zu Uranbergbaugesellschaften haben sich die Aktien der Branche stark erholt. Bitte beachten Sie, dass dies kein Indikator dafür ist, dass die Aktienkurse weiter steigen werden - sie könnten auf das vorherige Niveau zurückfallen oder sogar noch tiefer fallen. Die Anleger sollten auch die sektorale Konzentration des Fonds und die Risiken von Anlagen in der Uranbergbauindustrie berücksichtigen.

Rasche Rückkehr

Was geschieht nun? Die Welt braucht dringend zuverlässigen, kohlenstoffarmen Strom, der sich auch dann einschalten lässt, wenn die Sonne nicht auf die Sonnenkollektoren scheint und der Wind keine Turbinen dreht. Mit der zunehmenden Elektrifizierung der Welt steigt auch die Nachfrage nach Strom. Auch die Nachfrage von Rechenzentren, künstlicher Intelligenz und Kryptowährungen steigt. Die IEA geht davon aus, dass sich allein ihr Stromverbrauch bis 2026 verdoppeln wird. Es gibt keine Garantie dafür, dass diese Vorhersage eintreten wird.

Die Atomkraft ist eine wichtige Option, die auch für Länder ohne eigenes Öl und Gas eine größere Energiesicherheit bieten kann. Kein Wunder, dass Schweden zwei weitere Reaktoren bis 2035 und das Äquivalent von zehn weiteren bis 2045 zugesagt hat; Japan hat drei Reaktoren wieder in Betrieb genommen, die 2023 eingemottet worden waren; Amerika hat vor kurzem seinen ersten neuen Reaktor seit acht Jahren angeschlossen. Und dann ist da noch China, das den Bau von 150 Reaktoren in den nächsten zehn Jahren plant.

Neue Technologien

Die neuen Reaktoren der Welt werden jedoch nicht mit denen der Vergangenheit vergleichbar sein, da sich die Technologie weiterentwickelt. Bestehende Technologien, wie kleine modulare Reaktoren, werden einen Unterschied machen. Diese sind kompakt und effizient, und einige Experten sind der Meinung, dass sie die Atomindustrie verändern könnten.

Darüber hinaus scheint die Kernfusion nun etwas näher gerückt zu sein, denn die Forschung zur Kommerzialisierung der Kernfusion steht an einem entscheidenden Punkt. Anders als bei den heutigen Kernspaltungsreaktoren entstehen bei der Fusion keine gefährlichen Abfälle, die entsorgt werden müssen.

Wenn Ihnen das alles etwas weit hergeholt vorkommt, denken Sie noch einmal darüber nach. In ganz Asien werden bereits neue Kernspaltungsreaktoren in Betrieb genommen, und die USA und Europa sind nicht weit davon entfernt.

Die Anforderungen der Welt an die Energieversorgung ändern sich. Die Regierungen schmieden eilig Pläne für mehr Kernenergie, um eine sichere, kohlenstoffarme Zukunft zu gewährleisten. Dabei scheint die Kernindustrie wieder in den Mittelpunkt der Pläne für die Stromerzeugung zu rücken, und dort wird sie wohl auch bleiben.